Die schwimmenden Gärten von Hannover
> eine Bildungs-, Forschungs- und Kunst-Insel für ganzheitliches Lernen, globale Ernährungssicherheit und ko-kreative Zukunftsgestaltung.
Die schwimmenden Gärten auf dem Maschteich sind nach einem modularen Bausystem und überwiegend aus Recyclingmaterialien gebaut. Sechseckige Plattformen mit je 18 qm Fläche dienen hierbei für verschiedene Zwecke. Von der zentralen Haupt-Insel ausgehend schließen sich eine Bildungsinsel mit 12 schwimmenden Schulbeeten sowie eine Aromenplantage für die Produktion von Hannover-Gin an. Zwei weitere Plattformen zeigen andere mögliche Nutzungen dieser „Open-Islands“ auf: die Schwimm-Module können für Tiny-Häuser und Energiegewinnung, zur Nahrungsmittelproduktion, als Gewässerbiotop oder als Freizeitinsel genutzt werden. Sogar zur Reinigung der Gewässer eignen sich Schwimmgärten mit ihrem filterndem Wurzelwerk.
Der Projektinitiator und Künstler Joy Lohmann hat schon vielerorts solche und andere Schwimminseln gebaut. Stets partizipativ mit lokalen und thematischen Partnern und immer mit vielen engagierten Maker* und Helfer*innen. Doch die Flow-Garden Installation in Hannover ist die bislang größte Insel-Installation mit derzeit 5 kombinierten Modulen (=90qm).
Das Projekt wird vom 15.5. bis 6.10.2019 auf dem Maschteich Hannover vom hannoverschen Verein Positive Nett-Works e.V., dem #makers4humanity Kollektiv und Partnern veranstaltet.
Es ist gegliedert in verschiedene inhaltliche Bereiche:
> Die Konstruktion des FlowGardens wurde als partizipativer Planungsprozess und offenes Inselbau Maker-Camp mit Jugendlichen und interdisziplinären Fachleuten sowie der Unterstützung des YouPan der Stiftung Bildung durchgeführt.
> Gemeinsam mit dem Schulbiologiezentrum und mit Unterstützung der Bingo-Lotto Umweltstiftung werden mit und auf dem Flow-Garden Bildungsprojekte mit 12 hannoverschen Schulen durchgeführt, die jeweils ein schwimmendes Schulbeet auf dem Rathaussee betreiben.
> Im Rahmen der Inselfeste und weiterer Veranstaltungen wird der Flow-Garden auch als Bühne und Diskussionsraum genutzt, ein Kunstwerk ist es sowieso.
> Und auch die Glockseeschule Hanover beteiligt sich dank einer Förderung der Röchling-Stiftung in vielerlei Form und Aktionen an dem Projekt. Ihr Augenmerk liegt auf dem Spannungsfeld zwischen Plastik und Natur. Hier bietet die Schwimminsel nicht nur wegen ihrer Auftriebskörper aus recycleten Kunststoffen Raum für kontroverse empirische Forschung – auch die Anpflanzungen in umgenutzten Abfallcontainern werden aufmerksam beobachtet und anschließend in den Schulalltag überführt.
Reif für die Insel?
Die Insel ist meist Sonntag nachmittags zu besuchen, wenn Teammitglieder sie ans Ufer der Rathaustreppe ziehen, sodass man über einen Schwimmsteg an Bord gehen kann. Die nächste größere Veranstaltung ist am 21./22.9. das KlimaKulturFest an der Ihme, zu dem extra eines der Module über Land transportiert wird. Und beim ErnteFest auf dem Maschteich am 3.10. von 12-20 Uhr werden die Erträge des Schwimmgartens geerntet, verkocht und aufgegessen. Dazu gibt es sicher wieder ein ebenso abwechslungsreiches wie spontanes Kulturprogramm.
Bildung I:
> Zahlreiche hannoversche Schulklassen haben eigene Schwimmbeete angelegt, die auf dem schwimmenden Schulgarten am Rathaus angedockt sind und über den ganzen Sommer bis zum gemeinsamen ErnteFest am 3.10. prächtig wachsen. Zwischen den Beeten haben sich Enten und Teichhühner eingenistet, deren erster Nachwuchs gerade schlüpft. Unter der Insel tummeln sich die Fische und die Wurzeln des Flow-Garden reinigen „nebenbei noch das Gewässer. Auf dem Flow-Garden lernen Kinder auf interessante und praxisnahe Weise die Kreisläufe des Lebens und wie lange es dauert, Gemüse zu produzieren.
Das Bildungsprojekt wird gemeinsam mit dem Schulbiologiezentrum Hannover durchgeführt (wo es ab 2020 auch verstetigt werden soll) und gefördert von der Nds. Bingo-Umweltstiftung.
Bildung II:
> Die Jugend geht allerorten auf die Straße, um für eine lebenswerte Zukunft zu kämpfen. Ist der KlimaWandel noch zu stoppen, sind die SDGs der Vereinten Nationen zu erreichen? Für den notwendigen KulturWandel braucht es Symbole, positive Narrative und eine interdisziplinäre Gemeinschaft engagierter Akteure. Der FlowGarden wurde in einem Jugend-MakerCamp nach dem bewährten modularen Open-Island-Bausystem aus diversen Upcyclingmaterialien, Edelstahl und Holz gebaut. Die drei secheckigen Plattformen dienen 1. dem schwimmenden Schulgarten von Hannover, 2. einer Aromen- und Kräuterplantage der regionalen Destillerie Hannover-Gin und 3. verschiedenen Bildungs- und Kulturveranstaltungen auf der zentralen Bühne und Insel-Lounge.
> Ach ja – und sie dienen mittlerweile auch den nistenden Enten und Teichhühnern, Fischen, Schmetterlingen und Schildkröten als attraktives Biotop über und unter Wasser.
> Der Flow-Garden ist eine Oase der Entschleunigung, ein Wunder der Natur, ein Abenteuerspielplatz für Konstrukteur*innen, Gärtner*innen und Erfinder*innen jeden Alters.
Wir bedanken uns für die Unterstützung aller Partner und des Förderprogramms YoupaN der Stiftung Bildung.
Forschung I:
> „Die Nachfrage nach Schwimm-Inseln steigt proportional zu den Meeresspiegeln.“, sagt Projektinitator Joy Lohmann, der sich seit 20 Jahren als Künstler mit dem Thema KlimaWandel und dem Format schwimmender Inseln beschäftigt. Während dieser langfristigen Entwicklung sind Energie- und Wohninseln, Schwimm-Bühnen und -Gärten in Deutschland, Indien und anderswo entstanden. Besonders vielversprechend ist jedoch die Nutzung schwimmender Inseln für intensive Nahrungsmittelproduktion. Dieses Thema empirisch zu erproben und populärwissenschaftlich zu verbreiten ist das zentrale Anliegen des Flow-Gardens in Hannover.
Eignen sich schwimmende Äcker und Fischzuchtanlagen, Insel-Gärten und -Farmen, um relevante Erträge gesunder Nahrungsmittel auf nachhaltige Weise für die stetig wachsende Weltbevölkerung zu produzieren?
Innerhalb des interdisziplinären und dezentralen #makers4humanity Kollektivs werden in Hannover und andernorts schwimmende Ertragsgärten angelegt und Versuche zur biologischen Gewässerreinigung durchgeführt, die sich möglicherweise sogar zu einer Win-Win-Situation für Natur und Mensch kombinieren lassen?
Dieser Forschungsansatz wird rein ehrenamtlich und mit der intrinsischen Motivation zahlreicher Partnerorganisationen und Kolleg*innen betrieben. Alle Erkenntnisse und Ergebnisse werden Open-Source veröffentlicht und sollen dem Wohle der Menschheit zugute kommen. Über engagierte Fachleute aller Bereiche freuen wir uns sehr, die ihren Teil zur gemeinsamen Vision schwimmender Biotope mit Nahrungsmittelproduktion beitragen möchten. Bitte schreibe uns Deine Fragen und Ideen per mail.
Forschung II:
> Die Glockseeschule Hannover hat sich eine ganz andere Forschungsfrage gestellt: „Wie passen Plastik und Natur zusammen? Und wie können Plastikprodukte in Kreisläufen gedacht und eingesetzt werden?“ Zusammen mit dem Flow-Garden beteiligen sich 3 Grundschulklassen und die Umwelt-AG aus der Sekundarstufe mit ihren „Upcycling-Rollbeeten“ am Programm „Ein Kreislauf für Kunststoff“ der Stiftung Bildung und der Röchling Stiftung. Aus ausrangierten Wertstofftonnen des regionalen Entsorgungsbetriebs aha werden dabei upgecyclete Pflanzcontainer gemacht. Der engagierte Kreislaufbetrieb unterstützt das Projekt auch mit seiner Komposterde, die aus dem hannoverschen Biomüll gemacht ist. Und das Projekt hat die Kinder schon auf weitere Ideen gebracht: Ihre alten Gummistiefel haben die „Alphas“, „Wombats“ und „ZickeZackes“ kurzerhand bepflanzt und zum InselFest am 23.6. haben sie Seed-Balls vorbereitet, die an Besucher*innen verteilt werden, um noch viel mehr Pflanzen in der Stadt zu bekommen.
Kunst:
> Aus Perspektive des Initiators Joy Lohmann, StreetArt Künstler und Kulturmanager für „soziale Skulpturen nach Beuys“, ist der Flow-Garden ein partizipatives Kunstwerk. Eine soziale Skulptur, an der alle Beteiligten mit ihren Ideen und Engagement mitgestalten. Die Schwimminsel als eigenständiger Organismus, der in seiner spezifischen zeitgenössischen und ortsbezogenen Form entsteht und wiederum Raum und anlass für individuelle Natur- und Inselerlebnisse der Besucher*innen bietet.
> Der Flow-Garden basiert auf dem kooperativ entwickelten Open-Source Bausystem für Schwimminseln, „Open-Island“. Gemeinsam mit dem interdisziplinären #makers4humanity Kollektiv wird der Flow-Garden thematisch weiterentwickelt und verbreitet. Nach Projektende am 6.10.2019 werden die schwimmenden Gärten von Hannover evaluiert und ihre Ergebnisse und Erkenntnisse über entsprechende Kanäle frei zur Nachahmung zur Verfügung gestellt.
Auf dem Maschteich brüteten vor 10 Jahren Enten und Teichhühner auf schwimmenden Gärten in Form der Kontinente. „Die Nachfrage nach Schwimminseln steigt mit den Meeresspiegeln.“, sagte der hannoveraner Künstler Joy Lohmann damals dazu und startete mit dem interdisziplinären Kollektiv „makers4humanity“ die konsequente Entwicklung eines modularen Bausystems schwimmender Plattformen zur Nahrungsmittelproduktion, Energiegewinnung, Gewässerreinigung und als potentielle Rettungsinseln. Solche „Open-Islands“ schwimmen mittlerweile in Indien, Thailand und Deutschland. Und diesen Sommer auch wieder eine am hannoverschen Rathaus.
In einem offenen Beteiligungsprozess mit Schulen, Partnerorganisationen und freiwilligen Makern entsteht ab Ostern der „Flow-Garden“ als Ertragsinsel für Gemüse, Kräuter und Aromen. Vom Stapellauf am 15. Mai bis zum Erntefest am 6. Oktober wachsen die Pflanzen nach unterschiedlichen Anbaumethoden (Schwimm- und Hochbeete, VertikalGärten, Aquakultur und Hydroponik), bevor sie geerntet, verkocht und gemeinsam aufgegessen werden. (Ein Teil ist allerdings für die regionale Herstellung von Schokolade und Gin reserviert.)
Flow-Garden ist ein regionales Bildungs- und dezentrales Forschungsprojekt gleichermaßen, mit Partnern in Hannover, Mecklenburg und Indien. Während das Schulbiologiezentrum Hannover den FlowGarden für individuelle Pflanzkisten von hannoverschen Schulen und Umwelt-AGs öffnet, wird im Open-Island Forschungszentrum Nieklitz bei Hamburg auf Bauweise, Ertrag und Effizienz geachtet. Denn zur globalen Ernährungssicherheit werden wir nicht auf die nährreichen Binnengewässerflächen verzichten können und „nebenbei“ verbessern Schwimmgärten noch die Wasserqualität und bieten Laichgründe für Fische und Nist-/Rastplätze für Vögel.
Dies ist auch das Interesse der makers4humanity, die im Dezember eine Open-Island in der indischen Metropole Bangalore errichteten und promt die Zusage für Schwimmgärten auf allen -teils sehr verschmutzten- urbanen Gewässern erhielten. So lädt FlowGarden auch dazu ein, sich kontinuierlich an diesem Citizen Science Projekt zu beteiligen und mitzuhelfen, echte Lösungen für ökosoziale und humanitäre Probleme zu entwickeln.
Veranstalter des FlowGardens ist Positive Nett-Works e.V. Der renommierte Gartendesigner Joerma Biernath liefert die botanische Expertise, Künstler Joy Lohmann das Konstruktionswissen. Die Maker-Workshops werden von Landschaftsarchitekt Benedikt Schlund geleitet, die Bildungsformate vom Schulbiologiezentrum und das makers4humanity Kollektiv vernetzt das Open-Source Wissen schließlich mit seinen internationalen Partnern.
Weiterführende Informationen, Unterlagen, Bilder, Links:
– Projektdarstellung als pdf
– Einladung für Schulen (pdf)
– Pressemitteilung April 2019
– Bauplan „HexaFloat“, modulare Schwimmplattform der Open-Islands
– Bildauswahl (lizenzfrei) mit Links zu Druckdaten:
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makers4humanity Kollektiv
Schulbiologiezentrum Hannover
Hannover Gin / Joerma Biernath
Künstler Joy Lohmann
Bildergalerien früherer Schwimminseln und Projekte
Kontakt Joy Lohmann, ein Projekt des Positive Nett-Works e.V. & Partner